Der Bau einer Stampfbetonmauer ist Handwerk pur

Struktur einer Stampfbetonmauer

Was jede Stampfbetonmauer einzigartig macht, ist das gekonnte Handwerk der Person, die sie baut. Gebaut wird sie aus ganz gewöhnlichen Zutaten: einem erdfeuchten Gemisch aus Kies, Splitt, Sand, Zement und Wasser. Dieses Ausgangsmaterial lässt sich mit Hilfe einer Schalung in fast jede Form bringen. Die Schalung entsteht in Handarbeit, während der Beton meist maschinell eingefüllt wird. Die entstehenden Unregelmässigkeiten sind gewollt. Sie verleihen dem Stampfbeton seinen archaischen Charakter. In der fertigen Mauer sind die einzelnen Schichten noch klar zu erkennen, was nebst der gekörnten Oberfläche zu ihrem natürlichen Erscheinungsbild beiträgt.

Die Stampfbetonmauer als Gestaltungselement

Stampfbetonmauer Gestaltungselement

In eine naturnahe Gartenumgebung fügen sich Mauerelemente aus Stampfbeton sehr schön ein. Besonders wirkungsvoll finden wir sie, wenn sie dem Garten gleichzeitig Struktur geben. So eignet sich eine Stampfbetonmauer ausgezeichnet, um einzelne Gartenbereiche voneinander abzugrenzen. Die sandfarbene Stampfbetonmauer in unserem Beispiel ist nicht höher als 40 cm und kann auch als Sitzmauer genutzt werden. Als formgebendes Element fügt sie sich in die naturnahe Gartenlandschaft ein. Sie verläuft in einer geschwungenen Linie entlang einer bunt möblierten Begegnungszone und trennt sie mit ihrer Flanke den Sitzplatz vom Spazierweg.

Die Stampfbetonmauer als Sichtschutz

Auch als Sichtschutz eignet sich die Stampfbetonmauer. Dann muss sie höher gezogen werden. Wem sie in dieser Höhe etwas nackt erscheint, kann sie begrünen, sodass ein spannendes Spiel zwischen Blatt- und Mauerwerk entsteht. Anstelle einer Bepflanzung lässt sich der natürliche Anblick einer Stampfbetonmauer auch aufpeppen, indem man unterschiedliche Texturen verwendet, zum Beispiel Ziegelbruch, Schotter und Naturstein. Auch Trockenfarbe lässt sich beimischen, um farbliche Nuancen zu erzeugen. Aber das ist Geschmackssache.

So wird’s gemacht

Stampfbetonmauer Handwerk

Das Ausgangsmaterial wird erst vor Ort angemischt, damit es in der richtigen Konsistenz Schicht um Schicht in die vorbereitete Schalung gegossen werden kann. Jede Schicht wird mit dem Handstampfer so lange gestampft, bis eine dichte Oberfläche entstanden ist und das Wasser oben aufschwimmt. Das zugegebene Wasser wird so buchstäblich aus dem Beton herausgestampft. Bevor die nächste Schicht folgt, muss die untere Schicht trocknen und aushärten. Damit der Aufbau gut hält, wird die ausgetrocknete Schicht noch gereinigt, angeraut und oberflächlich befeuchtet. Ein spannendes Ergebnis erhält man mit Schichten von maximal 15 cm und indem man in verschiedenen Schichten unterschiedlich viele feine oder grobe Kiese oder Sande beimischt.

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Die Wiederentdeckung eines alten Handwerks

Stampfbetonmauer Detail

Diese Baumethode ist uralt und lehnt sich an die Stampflehmmauer aus der Römerzeit an, wie man sie vor allem in trockenen Regionen noch vorfindet. Stampfbeton als Ausgangsmaterial wurde im 19. Jahrhundert erfunden und kam damals beim Bau von Hauswänden und Brückenpfeilern zur Anwendung. Mit dem Aufkommen von Stahlbeton geriet die Bauweise jedoch fast in Vergessenheit. Doch in der modernen Architektur erlebt der Stampfbeton heute ein Revival. Ein berühmtes Aushängeschild ist die Bruder-Klaus-Feldkapelle von Peter Zumthor. Zu erneuter Beliebtheit gelangte der Stampfbeton seiner archaischen Wirkung wegen und als natürliches Produkt mit vielen positiven Eigenschaften vor allem im Innenraum. Stampfbeton verfügt zudem über den Vorteil, dass sich das Material wenig dehnt und deshalb kaum Risse entstehen. Das macht ihn auch für den Gartenbau interessant.