Warum sind Neophyten eigentlich problematisch?
In den Medien liest man immer wieder von unliebsamen Neophyten – invasiven Pflanzenarten, die es zu bekämpfen gilt. Naturschutzvereine unternehmen vielerorts Aktionstage, um Neophyten entlang von Bachläufen systematisch auszureissen. Oder Gemeinden organisieren Neophyten-Austauschaktionen, damit Gartenbesitzer sie durch einheimische Stauden ersetzen können. Was ist an diesen Neophyten denn so schlimm?
Neophyten galten einst als Trophäen
Viele Kultur- und Wildpflanzen fühlen sich längst bei uns heimisch, obschon sie ursprünglich aus Asien oder Amerika stammen. Dazu gehören zahlreiche Zwiebelblumen, die farbenfrohe Petunie zum Beispiel oder auch die Hortensie. Seit die Seefahrer auf Entdeckungsreisen fuhren, sind Pflanzen von überall her nach Europa gebracht worden. Fürsten und Adlige hielten die exotischen Pflanzen wie Trophäen und züchteten sie in ihren Schlossgärten.
Eingewanderte Pflanzen aus aller Welt
So gesehen kultivieren wir in Europa seit dem 15. Jahrhundert gebietsfremde Pflanzen. Unter ihnen befinden sich auch viele Nutzpflanzen wie die Kartoffel oder die Tomate. Mit der zunehmenden Globalisierung sind natürlich auch viele Pflanzen unbeabsichtigt in unsere Regionen eingewandert. Die meisten dieser Neophyten haben sich längst in unsere Umwelt integriert und stellen kein Problem dar. Laut Pro Natura sind fast 600 der knapp 3000 wildlebenden Pflanzenarten in der Schweiz gebietsfremde Pflanzen.
Harmlose Neophyten im Garten
Auch im Garten sind die meisten Neophyten harmlos. Doch viele von ihnen weisen ein grosses Manko auf: Sie sind für die einheimischen Tiere weitgehend nutzlos. Unsere Wildbienen, Hummeln oder Schmetterlinge sind bei der Nahrungssuche auf einheimische Pflanzen angewiesen. Wer ausschliesslich exotische Blumen pflanzt, entzieht vielen Insekten ihre Lebensgrundlage. Wer also die einheimische Biodiversität fördern möchte, sollte gebietsfremde Pflanzen im Garten mit ausreichend einheimischer Flora kombinieren.
Wenn Neophyten sich unkontrolliert ausbreiten
Nur ein Teil der Neophyten verhält sich invasiv. Was bedeutet, dass sie sich extrem schnell und effizient vermehren. Sie versamen sich aus den Gärten hinaus in die Natur- und Landwirtschaftsgebiete. Dort breiten sie sich so stark aus, dass sie einheimische Wildblumen verdrängen. Darüber hinaus ist beispielsweise die Ambrosia artemisiifolia hoch allergen und kann die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Solche Neophyten müssen bekämpft werden und im Garten möglichst durch andere Pflanzen ersetzt.
Verbotene Pflanzen im Garten
Die Fachstelle Info Flora führt auf ihrer schwarzen Liste 40 Arten invasiver Neophyten auf, deren Verbreitung eingedämmt werden sollte. Laut der Freisetzungsverordnung des Bundes sind die Kantone verpflichtet, Massnahmen zur Bekämpfung anzuordnen. Elf davon sind sogar gesetzlich verboten. Das bedeutet, dass sie weder eingeführt, verschenkt, verkauft, transportiert, vermehrt, angepflanzt noch gepflegt werden dürfen. Zu diesen verbotenen Pflanzen gehören:
- Ambrosia oder Beifussblättriges Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)
- Riesen-Bärenklau (Heracleum giganteum)
- Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
- Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
- Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica)
- Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens)
- einjähriges Berufkraut (Erigeron annuus)
- Götterbaum (Ailanthus altissima)
- Essigbaum (Rhus typhina)
Zu den Pflanzen, die sich invasiv vermehren, gehört auch das einjährige Berufkraut. Wie bei anderen blühenden Neophyten ist es hier wichtig, für die Bekämpfung den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Man muss die Pflanze entfernen, bevor sie sich versamen kann. Kleinere Bestände sollte man rechtzeitig ausreissen. Dennoch ist im August eine Nachkontrolle notwendig. Grössere Bestände lassen sich mit regelmässigem Mähen im Zaum halten, und zwar mindestens einmal pro Monat. Zu seltenes Mähen wäre kontraproduktiv. Denn nach dem Mähen bildet die Pflanze noch schneller Blüten.
Problematische Gehölze
In älteren Gärten trifft man oft noch den Sommerflieder an, den Kirschlorbeer, die Robinie, den Götterbaum oder den Essigbaum. Diese Gehölze sind zwar äusserst dekorativ, gehören jedoch ebenfalls zu den Problempflanzen. Sie sollten durch unproblematische Gehölze ersetzt werden.
Grüngut und Aushub richtig entsorgen
Bei der Entsorgung des Grünguts oder des Aushubs, die beim Entfernen invasiver Arten entstehen, ist grösste Vorsicht geboten. Nicht fortpflanzungsfähiges Pflanzenmaterial kann bedenkenlos im Gartenkompost kompostiert werden. Bei fortpflanzungsfähigem oder blühendem Pflanzenmaterial hingegen ist man auf der sicheren Seite, wenn man sie in der Kehrrichtverbrennungsanlage entsorgt.
Verbrennen ist manchmal die einzige Lösung
Ambrosia zum Beispiel oder unterirdische Pflanzenteile des asiatischen Staudenknöterichs und des Essigbaums gehören ausnahmslos in die Kehrrichtverbrennung. Aushub mit fortpflanzungsfähigen Teilen verbotener Pflanzen muss so entsorgt werden, dass eine weitere Ausbreitung ausgeschlossen ist. Für die fachgerechte Entfernung von Neophyten lohnt es sich deshalb in jedem Fall, den Gartenprofi beizuziehen.
Bildnachweise © Creative Commons
- Titelbild Einjähriges Berufkraut:
„Annual fleabane – Erigeron annuus“ by Björn S… is licensed under CC BY-SA 2.0 - Beitragsbild Ambrosia artemisiifolia:
„Ambrosia artemisiifolia“ by anro0002 is licensed under CC BY-SA 2.0 - Beitragsbild Nordamerikanische Goldrute:
„Goldrute (Solidago)“ by blumenbiene is licensed under CC BY 2.0 - Beitragsbild Einjähriges Berufkraut:
„Erigeron annuus (L.) Pers.“ by Dinesh Valke is licensed under CC BY-SA 2.0 - Beitragsbild Kirschlorbeer:
„Prunus laurocerasus“ by stanzebla is licensed under CC BY-SA 2.0 - Beitragsbild Kirschlorbeer, Beeren:
„Prunus laurocerasus cherries“ by stanzebla is licensed under CC BY-SA 2.0 - Beitragsbild Essigbaum:
„Essigbaum“ by ThomasKohler is licensed under CC BY 2.0