Selbstständiges Lernen auf der Lernendenbaustelle

Wie jedes Jahr starteten unsere Lernenden auch diesen Sommer mit einem eigenen Bauprojekt ins neue Lehrjahr. Eine Woche lang setzten sie eigenständig je zu viert ein Kundenprojekt um. «Inwieweit wir jeweils eingreifen und inwieweit wir sie zappeln lassen, wenn etwas in die Binsen zu gehen droht, entscheiden wir von Fall zu Fall», sagt Urs Deubelbeiss, Ausbildungsverantwortlicher bei der GGZ. «Für die betreuenden Bauführer ist es manchmal nicht so einfach, sich zurückzuhalten. Doch am meisten profitieren die Lernenden, wenn sie sich selbst aus der Patsche helfen müssen.» Das ist die Idee hinter der Lernendenbaustelle: selbstständig aus gemachten Fehlern zu lernen.

Lernendenbaustelle Beitragsbild

Die Neuen lernen von ihren Mitlernenden

Vier Lehreinsteiger waren dieses Jahr mit dabei. Einer von ihnen arbeitete bereits ein paar Monate als Praktikant bei der GGZ und hatte somit einen kleinen Vorsprung. Eingeführt und angeleitet wurden die Neuen von den Lernenden im dritten Lehrjahr, deren Aufgabe es war, die Lernendenbaustelle zu leiten, die Arbeiten zuzuteilen und die Neuankömmlinge ins Team zu integrieren. «Wer die Arbeiten effektiv umsetzt, sind vor allem die Lernenden aus dem zweiten Lehrjahr», so Urs Deubelbeiss. «Sie wissen bereits, wie vieles läuft, während die Neueinsteiger oft etwas verloren, überfordert und völlig erschöpft sind in den ersten Wochen. Die Lernenden im dritten Lehrjahr wiederum sind sehr gefordert mit der Führung.»

Lernendenbaustelle «Kita Pusteblume»

Als die Kita Pusteblume mit dem Anliegen an die GGZ herantrat, im Garten einiges zu erneuern, kam die Idee auf, dies könnte ein ideales Lernendenprojekt sein. Die Kita nahm den Vorschlag begeistert auf. Es ging darum, den Sandbereich zu sanieren, ein Stück Rollrasen zu verlegen und mehrere Hochbeete zu erstellen. Auch eine Wohnnische für vier kleine Schildkröten bauten die Lernenden. Am kindergartenfreien Mittwochnachmittag galt es zudem, ein paar Kita-Kinder mit einfachen Arbeiten ins Projekt einzubeziehen und anzuleiten. Für die Lernenden lag die Herausforderung bei diesem Projekt vor allem im organisatorischen Bereich: Wie viel Material brauche ich und welche Arbeiten mache ich wann. Doch Bauleiter Linus und sein Team haben ihre Aufgabe sehr gut gemeistert.

Lernendenbaustelle «Privatgrundstück»

Weil das Projekt Kita zu klein war, um eine Woche lang acht Lernende zu beschäftigen, kam noch eine zweite Lernendenbaustelle mit diversen Unterhalts- und Umbau-Arbeiten dazu. Als Abschluss zum Nachbarsgrundstück bauten die Lernenden rund um ein Privatgarten mit Winkelelementen eine kleine Abgrenzungsmauer. Dazu kam der Sommerschnitt der Sträucher und Hecken. Zum Schluss versetzten sie noch Kronsteine auf eine bestehende Sitzmauer. Bei dieser Aufgabenstellung bereiteten vor allem die zeitliche Planung und die Aufteilung der Arbeiten Schwierigkeiten. Allzu oft stand eine Gruppe tatenlos herum. Doch genau solche Situationen gehören zum gewollten Lerneffekt: die Erkenntnis, dass eine gute Einsatzplanung anspruchsvoll ist.

Eingeschränkte Vorbereitung wegen Corona-Schutzkonzept

In der Regel bereiten die betreuenden Bauführer das Projekt gemeinsam mit den Lernenden aus dem dritten Lehrjahr vor. Sie gehen zusammen vor Ort und schauen sich die Baustelle an. Je nach Fall erhalten die Lernenden jeweils auch Vorbereitungsarbeiten. Das war dieses Jahr aufgrund der Corona-Situation etwas anders. Die Frage war, wie die Lernenden überhaupt zur Baustelle kommen. Denn nur einer der acht Lernenden besitzt den Führerschein. Das Corona-Schutzkonzept sieht vor, dass selbst in einem grossen Fahrzeug maximal vier Personen mitfahren dürfen. Deshalb fuhr die Hälfte der Lernenden mit dem Zug zur Baustelle. Die eingeschränkten Transportmöglichkeiten verunmöglichten, dass die Lernenden das Material, das sie brauchten, selbstständig organisierten. Aufgrund der speziellen Situation hatte der Lehrlingsverantwortliche das meiste vorausbestellt und direkt zur Baustelle liefern lassen.