Meistens sehen wir ihn nur, wenn es geregnet hat: Der Regenwurm – ein kleines Lebewesen, das sich über den Boden windet. Diese Tiere sind nicht nur allgegenwärtig, besonders in Wiesen und Gärten, sondern auch vielfältig und nützlich. Welche Superkräfte Regenwürmer haben und wie Sie sie dazu bringen, Ihnen bei der Gartenarbeit zu helfen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was sind die Besonderheiten des Regenwurms?
Die Besonderheiten des Regenwurms, von dem es allein in der Schweiz rund 40 verschiedene Arten gibt, beginnen bereits bei seinem Körperbau. Der elastische, schlauchartige Körper ist mit Wasser gefüllt, jedes Segment mit Borstenpaaren ausgestattet und von Längs- und Ringmuskeln umgeben. Kontraktionen dieser Muskeln ermöglichen die Fortbewegung, während die Borsten verhindern, dass der Wurm zurückrutscht. Der Regenwurm ist ausserdem taub, blind und stumm. Er nimmt seine Umwelt durch Vibrationen wahr, was ihm regelmässig zum Verhängnis wird. Anders als oft angenommen kommen Regenwürmer bei Regen nicht an die Oberfläche, weil sie zu ertrinken drohen, sondern weil die Vibrationen der Regentropfen sie anlocken. Dort werden sie häufig Opfer von UV-Strahlung oder enden als Vogelfutter. Eine weitere Besonderheit sind ihre Geschlechtsmerkmale: Regenwürmer sind Zwitter und haben sowohl männliche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane. Entgegen einem verbreiteten Mythos können sich die Tiere nicht fortpflanzen, indem man sie in der Mitte zerteilt. Der hintere Teil stirbt ab, während sich der vordere Teil nur dann regenerieren kann, wenn der Darm noch lang genug ist. Oft überleben sie aber nicht, da sich die offene Stelle schnell infiziert.
Welchen Nutzen hat der Regenwurm?
Regenwürmer sind besondere Lebewesen – auch wenn sie eher unscheinbar wirken. Trotz ihrer «Handicaps» sind sie äusserst nützlich und essenziell für unsere Böden. Regenwürmer durchlüften das Erdreich, indem sie darin graben. Das macht die Erde locker und Nässe kann sich nicht mehr stauen – der Boden wird durchlässiger. Doch nicht nur das: Durch das Graben werden wertvolle Nährstoffe umgeschichtet. Regenwürmer fressen abgestorbene Pflanzenreste, Blätter und Mikroorganismen, die zusammen mit Erde, die sie ebenfalls fressen, als Kot ausgeschieden werden und den besten Dünger für Ihren Garten ergeben. Diese besonderen Tiere machen den Boden also fruchtbar.
Die Bedrohung der Regenwürmer
Regenwürmer stehen verschiedenen Bedrohungen gegenüber. Teilweise sind diese menschengemacht, wie zum Beispiel Schadstoffbelastungen, Flächenversiegelungen und unsachgemässer Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Diese Stoffe verändern und beeinträchtigen die Bodenfunktionen. Das hat zur Folge, dass die Lebensbedingungen für Bodenlebewesen immer schlechter werden. Versiegelte Böden sind ein weiteres Problem, da darunter kaum Leben stattfinden kann. Um das Überleben der Regenwürmer zu sichern, ist es wichtig, verantwortungsvoll mit Schadstoffen sowie mit Mitteln zur Gartenpflege umzugehen und – wo möglich – Böden beim Bauen nicht komplett zu versiegeln. Seit einiger Zeit bedroht aber nicht nur der Mensch die einheimischen Regenwürmer. Der Plattwurm ist eine invasive Tierart, die sich von Regenwürmern ernährt. Da er keine natürlichen Fressfeinde hat, kann er sich ungehindert ausbreiten und ist eine ernstzunehmende Gefahr für die Regenwurmpopulation. Forscher und Naturschützer arbeiten intensiv daran, seine Verbreitung zu verhindern.
Wie bekomme ich mehr Regenwürmer in den Garten?
Wie bekommen Sie nun mehr dieser nützlichen Regenwürmer in Ihren Garten? Wir haben bereits gelernt, was die Tiere nicht mögen. Daher liegt es nahe, den Garten so zu gestalten, dass er zum Regenwurmparadies wird. Der Boden sollte möglichst wenig bearbeitet werden, um ihn nicht zu verdichten – so können die Würmer gut graben. Zudem sind organische Dünger oder Dünger direkt aus Kompost bei Regenwürmern sehr beliebt. Eine der zahlreichen Arten ist der Kompostregenwurm, der vorzugsweise im Kompost lebt und frisst. Möchten Sie speziell diese Gattung anziehen, können Tee- und Kaffeereste das richtige Lockmittel sein – denn die sind bei Kompostregenwürmern sehr beliebt.