Ruderalflächen werten Ihre Umgebung ökologisch auf

Ruderalflächen sind immer dort eine gute Lösung, wo eine intensive Pflege unmöglich oder zu aufwändig ist. Besonders beliebt sind Ruderalflächen an Strassenböschungen oder Verkehrsinseln. Sie werten aber auch Firmenareale ökologisch auf, Wohnumgebungen oder sogar Privatgärten. Bepflanzt mit einheimischen Stauden sind sie wertvolle Nahrungsspender für Insekten und Kleinlebewesen – anders als die lebensfeindlichen Schottergärten, wie sie häufig in Vorgärten und Hinterhöfen zu finden sind.

Darf es ein Wildbienenparadies sein?

Der Ausdruck «Paradies» mag erstaunen, denn ein frisch angelegtes Wildbienenparadies trifft auf den ersten Blick nicht ganz unsere Vorstellung von Paradies. Es soll eben ein Paradies für die Bienen werden, nicht primär für das menschliche Auge. Die über hundert einheimischen Wildbienenarten sind hoch spezialisiert. Die einen nisten in leeren Pflanzenstängeln, andere graben sich im Boden ein und wieder andere brauchen Totholz, um ihre Brut aufzuziehen. Jede Wildbienenart ernährt sich nur von ganz bestimmten Pflanzen, die im näheren Umkreis ihres Nests blühen müssen. Das setzt einiges Wissen voraus, wenn man für sie ein Habitat gestalten will. Entscheidend dabei sind Bodenaufbau und Bepflanzung.

Wildbienenparadies

Die Bodenbeschaffenheit von Ruderalflächen

Beginnen wir mit dem Bodenaufbau: Anstelle von Humus dient bei Ruderalflächen Kies, Schotter und Sand als Basis. Zuerst muss man den bestehenden Oberboden zirka 20 bis 30 cm tief abtragen, je nachdem, ob schon kiesiges Material vorkommt oder ob der Boden sehr humusreich ist. Die abgetragene Schicht wird ersetzt durch das kiesige Material. Rundkies oder Schotter in verschiedenen Grössen, einzelne grosse Steine sowie Findlinge dienen als Gestaltungselement und machen das Gelände interessant. Die grösseren Steine oder auch Totholz bieten zusätzlich allen möglichen Tieren Unterschlupf. Dekorativ wirken Flusskies und Bollensteine aus der Region, die von Natur aus verschiedene Farben aufweisen.

Ruderalflächen sind Pionierstandorte

Ruderalflächen sind Pionierstandorte, die sich von Jahr zu Jahr verändern und – sich selbst überlassen – immer stärker überwachsen werden. Einzelne Pflanzen, denen es besonders gut gefällt, können plötzlich dominieren. Man darf sie zwar gewähren lassen, doch will man die Artenvielfalt erhalten, sollte man sie unbedingt eindämmen. Invasive Neophyten müssen in jedem Fall sofort entfernt werden. Wichtig ist, dass die Pflanzenauswahl dem Standort und dem Bodenaufbau entspricht. Ruderalflächen sind in der Regel sonnige, trockene, magere Standorte. Hier fühlen sich vor allem einheimische Sonnenanbeter wohl: die blaue Wegwarte, das gelbe Johanniskraut, der rote Mohn oder die sonnengelbe Königskerze. Auch Küchenkräutern wie dem Thymian oder dem wilden Majoran gefällt es an mageren Standorten.

Für Entdecker und Naturliebhaber

Solche Pionierflächen sind wunderbare Beobachtungsorte für Naturfreunde, Hobbybiologen und entdeckungsfreudige Kinder. Zahlreiche Insektenarten tummeln sich da, bauen Nester, sammeln Nahrung für sich und ihre Nachkommen, verpuppen sich und schlüpfen aus. Es ist eine lebendige Fläche, die sich ständig verwandelt. Arten siedeln an und verschwinden wieder. Je nach Grösse und Standort lässt sich auch eine Sandfläche für Vögel integrieren und mit dem Schnittgut Haufen bilden, in denen sich Insekten wohlfühlen. Fest steht, dass Ruderalflächen vor allem geeignet sind für Menschen, die sich damit befassen wollen: Es braucht ein Auge für das Geschehen in der Natur. Man sollte sich mit den Pflanzen etwas auskennen, stark wuchernde Arten eindämmen und eventuell Samenkapseln vor dem Versamen entfernen. Denn auch wenn Ruderalflächen keine intensive Pflege brauchen, so sind doch mehrere aufmerksame Pflegeingriffe pro Jahr nötig.