Betonwüsten und Überbauungen machen uns insbesondere im Sommer das Leben schwer. Das ist längst kein Geheimnis mehr. Pflanzen tragen nämlich massgeblich zur Abkühlung bei und leisten weitere wertvolle ökologische und klimatische Beiträge. Somit liegt es nahe, sich Gedanken darüber zu machen, ob ein Schottergarten die richtige Wahl für den eigenen Garten ist. Bringt er überhaupt einen ökologischen Nutzen? Und was ist der Unterschied zu natürlichen Ruderalflächen?
Warum entscheidet man sich für einen Schottergarten?
Die Entscheidung für einen Schottergarten kann aus vielerlei Gründen erfolgen. Meistens haben die Gartenbesitzerinnen und -besitzer zu wenig Zeit oder sind körperlich nicht mehr in der Lage, einen üppigen grünen Garten zu hegen und zu pflegen. Oder man entscheidet sich aus ästhetischen Gründen für einen Schottergarten, weil man das cleane Erscheinungsbild schätzt.
Der Schottergarten – eine Umweltsünde ohne Vorteile
Die schlechte Nachricht vorab: Schottergärten sind durch ihre Eigenschaften eine Umweltsünde und weder besonders pflegeleicht noch ökologisch sinnvoll. Ausserdem verlieren sie ihre cleane Ästhetik ziemlich schnell. Als Vorteil kann dieser Punkt also nicht gewertet werden.
Darum sind Schottergärten nicht pflegeleicht
Es fängt mit dem Laub an, das aus der Nachbarschaft in den eigenen Garten geweht wird. Dieses sammelt sich im Schotter an und lässt sich nur schwer wieder entfernen. Klar, vielleicht hilft ein Laubbläser dabei. Der verursacht jedoch Lärm und verbraucht ausserdem Energie. Das Entfernen des Laubs ist also mühsam und langwierig.
Der Schottergarten bewahrt Sie ausserdem auch nicht vor dem Entfernen allfälliger Beikräuter. Die Überlebenskünstler breiten sich nämlich mit der Zeit zwischen dem Schotter aus. Selbst dann, wenn zuvor extra ein Vlies ausgelegt wurde.
Und nicht zuletzt setzt sich Moos an den Steinen fest. Dieses zu entfernen, benötigt viele Nerven und viel Zeit – und nicht zuletzt kehrt das Moos nach einer gewissen Zeit wieder in den Schottergarten zurück.
Ökologisch sinnvolle Schottergärten?
Die gibt es nicht. Denn Schottergärten bieten ökologisch gesehen keinen Mehrwert. Im Gegenteil – sie werden häufig als versiegelte oder teilversiegelte Flächen eingestuft und das aus gutem Grund: Der Boden unter dem Schotter ist in der Regel verdichtet und steht bei starkem Regen nicht selten unter Wasser, da dieses nicht mehr abfliessen kann. Das trägt nicht nur zu Überschwemmungen und in Hanglage sogar zu Erdrutschen bei – das Wasser fliesst auch ungefiltert in die Kanalisation und in sich in der Nähe befindende Gewässer, anstatt gefiltert in die Grundwasserspeicher.
Ausserdem wachsen in den Schottergärten neben Beikräutern vielleicht noch Formgehölze und andere für Insekten und Kleinsäuger uninteressante Pflanzen. Heisst, wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna fehlt. Im Sommer sucht man zudem vergeblich nach kühlenden Pflanzen. Die Gärten werden durch die starke Sonneneinstrahlung so warm, dass die wenigen sich darin befindenden Gewächse verbrennen und sich selbst wärmeliebende Eidechsen lieber fernhalten. Abgesehen davon gibt der Schotter seine Wärme an die Umgebung ab, was auch den Lebensraum der Menschen unweigerlich erhitzt.
Haben Sie Bäume und Sträucher im Garten, filtern diese den Staub und tragen zu einer besseren Luftqualität bei. Im Schottergarten bleibt der Staub liegen, wirbelt wieder auf und verschmutzt das Regenwasser. Nicht zuletzt trägt der Schotter auch noch zu Lärmemissionen bei, da er die Geräusche von vorbeifahrenden Fahrzeugen verstärkt.
Die Ästhetik ist kein Vorteil
Wie bereits erwähnt, bildet sich bereits nach kurzer Zeit Moos an den Steinen. Dieses kann, wenn überhaupt, nur sehr mühselig entfernt werden. Das Moos sieht unschön aus und mit der vermeintlichen Ästhetik ist es somit bald vorbei. Die Steine auszutauschen, geht ins Geld. Und was den Mehrwert des Gartens ebenfalls einschränkt: Es finden keine jahreszeitlichen Veränderungen statt – weder optisch noch olfaktorisch.
Warum Ruderalflächen statt Schottergärten?
Denken Sie an Bahngleise, Seeufer oder Strassenränder, kommen Ihnen wohl rasch etwas karge, mit Steinen gezierte Flächen in den Sinn. Im Gegensatz zu Schottergärten sind diese sogenannten Ruderalflächen jedoch durchaus sinnvoll. Es handelt sich dabei um offene Bodenflächen, die nach einem Ereignis wie einem Hangrutsch oder nach menschlichen Tätigkeiten wie dem Anlegen von Mergelwegen oder Schutthaufen entstanden sind. Verschiedene Pflanzenarten siedeln sich darauf an und zahlreiche Insekten und Tiere finden darin Unterschlupf. Nach einer Weile können die bis dahin bestehenden Arten wieder verschwinden, um anderen Bewohnern Platz zu machen. Ohne erneuten Eingriff wie Jäten oder dem Aufreissen der obersten Bodenschicht kann so nach einigen Jahren eine Magerwiese entstehen. Der ganze Prozess – von der Ansiedlung erster Pflanzen bis zur Entstehung der Magerwiese – passiert ganz ohne das Zutun des Menschen.
Ruderalflächen können sich den aktuellen Bedingungen wie Klima oder Nährstoffreichtum sehr gut anpassen und somit Lebensräume für verschiedenste spezialisierte Arten schaffen. Wenn Sie also gerne einen etwas rudimentäreren Garten mit Steinen anlegen möchten, sollten Sie die Ruderalfläche der Schotterwüste vorziehen.